Thomas Ruff
neg#india_17, 2014
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2016
Thomas Ruff
neg#india_17, 2014
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2016
Thomas Ruff
neg#india_19, 2014
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2016
Thomas Ruff
Portait, 1999
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2016
*1958 in Zell am Harmersbach, lebt | lives in Düsseldorf
Die künstlerische Porträt-Fotografie hat Anfang der achtziger Jahre eine entscheidende Wende erhalten, die sich besonders dem Schaffen von Thomas Ruff verdankt. Er erinnert sich an die damalige Situation: „Um 1980 – ich war noch Student an der Kunstakademie in Düsseldorf – kam es mir so vor, als ob das Porträt aus der zeitgenössischen Kunst verschwunden wäre, zumindest, was die Minimal und Concept Art anging, meine damaligen Präferenzen. Deshalb wollte ich versuchen, ein zeitgemäßes, minimalistisches Porträt zu entwerfen, und begann mit der Serie Porträt, für die ich zwischen 1981 und 1991 Personen meines Umfeldes porträtierte.“
Ruff wurde dann für seine Porträts, besonders für diejenigen Bilder mit einem neutralen weißen Hintergrund, die seit 1986 entstanden sind, international berühmt. Eine zentrale Rolle spielte dabei das monumentale Format, das die Porträtierten in einer weit überlebensgroßen Gestalt zeigt und insofern verfremdend wirkt. In seinen überlebensgroßen Porträts erscheinen die Dargestellten im Stil eines Passbildes als pure Gesichtsoberfläche, und zwar regungslos, nahezu emotionslos. Diese Porträts übersteigern die klassische identifikatorische Funktion des Passbildes – bis der Betrachter sich doch beim Versuch einer einfühlenden Betrachtung ertappt und dabei das notwendige Scheitern dieser konventionellen Sehweise feststellen muss: Die Porträtierten verweigern weitgehend den Wunsch einer psychologischen „Einfühlung“ und bleiben dem Status eines entrückten Antlitzes verhaftet.
Neben den „blauen Augen“, in denen er digitale Mittel einsetzt, verfolgt er die verschiedenen technischen Möglichkeiten des Porträt-Themas bei Ruff auch in der Gruppe andere Porträts (1994/95). Sie setzen sich aus Überlagerungen von Porträtfotos zusammen, knüpfen also an kriminaltechnische Verfahrensweisen an. Seit 2014 sind ferner die „Negatives“ hinzugekommen – erworbene, historische Negative, die Ruff bearbeitet hat und mit der er erneut die Frage der Möglichkeit des zeitgenössischen Porträts provokativ aufwirft.
In der Kölner Präsentation werden weitere Werke aus der Photographischen Sammlung von Thomas Ruff gezeigt.
SG
Kunsthalle Nürnberg