Dunja Evers
Portrait Nr. 54, 2011
© Dunja Evers und VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Dunja Evers
Portrait Nr. 54, 2011
© Dunja Evers und VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Dunja Evers
Portrait Nr. 2 (15), 2015
© Dunja Evers und VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Dunja Evers
Portrait Nr. 1 (15), 2015
© Dunja Evers und VG Bild-Kunst, Bonn 2016
*1963 in Hamburg, lebt in Düsseldorf und Berlin
Sind das noch Fotografien oder ist das (schon) Malerei? – mag man sich in Anbetracht der starkfarbigen Bilder von Dunja Evers fragen. Nicht zu Unrecht, denn die Entwicklung der relativ kleinen Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerin beruht auf einem komplexen Prozess, in dem sich die Medien des Films, der Fotografie und der Malerei zu einem eigenartigen Bild-Hybrid verschränken.
Die Entstehung dieser Porträts verdankt sich kurzen Super-8-Sequenzen von Personen, welche nicht bewegungslos vor der Kamera sitzen, sondern aufgefordert worden sind, sich während der Aufnahme ungezwungen zu bewegen. Die Künstlerin fotografiert daraufhin den projizierten Film mit einer Belichtungszeit, die – im Verhältnis zur Einzelbilddauer des Films – verlängert ist, sodass sich medial bedingte Unschärfen einstellen. Evers macht sich hier die Eigenart des klassischen Films, der bekanntlich auf einer Aneinanderreihung mehrerer Bilder beruht, fotografisch zunutze. Anschließend wird von dem in seiner Intensität äußerst reduzierten Farbnegativ ein Abzug hergestellt, der mit einem Pinsel und Eiweißlasurfarben bearbeitet wird. Bei dieser nachträglichen Einfärbung des Fotos hält sich die „Autorin“ derart zurück, dass der malerische Vorgang seine eigene Spur – die Spur des vielschichtigen manuellen Farbauftrags – nahezu vollständig verwischt. Gleichzeitig wird durch die unterschiedlichen Helligkeitswerte und die geringe Konturenschärfe der zugrunde liegenden Fotografie eine tendenziell malerische Wirkung erzielt, die sich bei fortlaufender Betrachtung stetig wandelt. Das Bild changiert zwischen Abstraktionsanmutung und der Andeutung einer Personendarstellung, die den Wunsch nach Identifizierung weckt – wobei diese Person stets in Schemen bleibt und im nächsten Augenblick erneut in der Farbe versinkt.
Die Erinnerung an historisch frühe Formen der Fotografie vermischt sich bei Dunja Evers mit einer Medienkombination, bei der das Abbild des Individuums hinter dem neuartigen Bild-Hybrid zu verschwinden droht und das dadurch provozierte Wahrnehmungsbewusstsein des Betrachters an die Stelle eines wiedererkennenden Sehens tritt.
SG
Kunsthaus